Einweihung der legalen Graffiti-Fläche “Blaue Brücke”

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Vergangenen Samstag fand unter der Blauen Brücke neben dem Hotel Ibis die Eröffnung einer neuen legalen Fläche für Graffiti statt. Die Wand auf Seite der Gleisen ist von der Stadtverwaltung freigegeben worden und steht nun Künstler*innen für ihre Werke zur Verfügung.

Für die Einweihung waren durch einen Wettbewerb vom Jugendhaus Paula Slots an der Wand verteilt worden, die nach der Freigabe der Fläche mit Eifer besprüht wurden.

Sprüh-Action an der neu eröffneten legalen Graffiti-Fläche an der Blauen Brücke

Der Jugendgemeinderat Tübingen beschäftigt sich inzwischen schon seit vielen Jahren mit dem Thema Graffiti und die neue Fläche bei der Blauen Brücke wurde in einem Antrag des JGRs vor knapp zwei Jahren als legale Fläche vorgeschlagen. Hier die Gedanken des JGR’lers Maximilian Eberhard zum Thema Graffiti:

“Seit 2005 befasst sich der Jugendgemeinderat mit dem doch viel diskutierten Thema Graffiti und der Verfügbarkeit von legalen und zugänglichen Flächen für die Szene in Tübingen.

Auch die Stadt und Teile der Verwaltung mussten sich mit diesem Thema befassen, vor allem die Fachabteilung Jugendarbeit, welche sich stets für legale Flächen ausgesprochen hat. Auch wenn der JGR nicht immer mit der Stadt einer Meinung war, blieben wir hartnäckig und stellten weiterhin Anträge und erarbeiteten Lösungsvorschläge. Aber auch der JGR befasste sich kritisch mit dem Thema. So sind wir der Meinung, dass Graffiti und Tags in der historischen Altstadt nichts zu suchen haben. Allerdings ist Tübingen eine sehr junge und studentische Stadt, deshalb hat sich hier auch eine lebhafte Graffiti- und Hip-Hop-Szene entwickelt, die inzwischen über Tübingen hinaus bekannt ist. Graffiti ist Bestandteil unserer heutigen Jugendkultur und als solche, wie auch als zeitgenössische Kunstform, sollten wir sie unterstützen, indem wir Räume anbieten und sie nicht verbieten. Deshalb ist es schön, so viele Unterstützer*innen für dieses Projekts zu haben, wie z.B Dirk Ridder vom Jugendhaus Pauline, der sich 2012 gegenüber dem Tagblatt für die These ‘ Je mehr legale Möglichkeiten, desto weniger illegale Aktivitäten” aussprach.

Graffiti ist nicht nur Teil unserer Gesellschaft sondern auch Teil von Protest und Identitätsbildung. Streetart dient den Künstler*innen als Symbolisches Kapital, womit sie nicht nur ein Zeichen von Partizipation mit der Gesellschaft setzen, sondern sich damit auch Anerkennung in der Szene verschaffen wollen. Damit ist Streetart zu einem zentralen Faktor der Sozialisation geworden. Graffiti soll aber nicht nur darstellen, sondern auch den Anspruch haben, zum Nachdenken anzuregen, denn viele Künstler*innen stellen nicht nur Motive, sondern Situationen dar, die meist einen politischen oder persönlichen Klang haben.

Um dies den Menschen in Tübingen näher zu bringen fehlt aber leider oft die Möglichkeit sich mit den Künstlern*innen und ihren Werken auseinander zu setzen, denn viel zu schnell wird auch ein ästhetisches Werk und das, was es ausdrücken soll, als Schmiererei abgetan oder in kurzer Zeit übermalt. ” Wenn die Szene entkriminalisiert wird und die Chance bekommt, großflächig zu zeigen, wie schön Graffiti sein kann, dann werden viel mehr Bürger diese Kunstform akzeptieren”, so Anselm Fliehtmann, ein ehemaliger JGR’ler. Graffiti ist eine Leidenschaft vieler Menschen und verdient mehr öffentliche Anerkennung. Der JGR ist also gespannt, wie sich die Streetart in Tübingen in Zukunft entwickelt und wird weiterhin bemüht sein, den Künstlern jede Unterstützung anzubieten und wird für weitere Flächen, als auch für eine positivere Meinung gegenüber Graffiti und ihren Schaffern kämpfen. Wir sind darüber hinaus gespannt, wie sich die neue Fläche entwickelt und warten gespannt auf beeindruckende Werke.”

Maximilian Eberhard, Jugendgemeinderat

Schablone des JGR-Logos, gesprüht als Teil der Einweihung – nicht rein zufällig sieht die Typografie des Logos stark nach Graffiti aus.